Zusammenfassung eines Verbandstandarts der Station B2

Gliederung zur Kurzfassung Live-Demo und übungen ?Moderne Verbandstechnik? zur

2. Wissenschaftlichen Tagung des Berufsverbandes Deutscher Ernaehrungsmediziner in Erlangen. Zimmer, Born, Schick, Erlangen.

Zielsetzung:
Das Ziel dieser Kurzfassung ist es,

Ihnen einen überblick der heutigen Verbandstechnik in unserer Chirurgischen Abteilung der Station B2 in Erlangen zu geben.

Wir stellen Ihnen Auszuege unserer Alltagsarbeit  vor. Bei den Verbandskonzepten finden zunehmend moderne Techniken Ihren Platz,

welche die alt bewaehrten Konzepte nicht ablösen, sondern ergänzen.

Der ärztliche und  pflegerische Bereich arbeiten hier eng zusammen.

Gliederung:

Teil 1

Versorgung der primaer heilenden Wunde

1. Versorgung der primaer heilenden Wunde bei Nichtrisikopatienten
2. Versorgung der primaer heilenden Wunde beim Risikopatienten
3. Versorgung der primaer heilenden Wunde bei Stomapatienten
4. Versorgung der primaer heilenden Wunde bei Reibung im Wundgebiet ( Patient liegt auf der Wunde)

Teil 2

Versorgung der sekundaer heilenden Wunde

(Einsatz von Verbandstoffen der Wundheilungsphase entsprechend)

1. Die stark infizierte sekundär heilende Wunde
2. Die stark nässende sekundär heilende Wunde
3. Die trockene, nekrotische, mit Fibrin belegte Wunde  
4. Große klaffende sekundaer heilende Wunden

Teil 3

Versorgung von Fisteln, malignen Wunden und Laparostomata

Teil 1.
1. Versorgung der primaer heilenden Wunde bei Nichtrisikopatienten
Am ersten postoperativen Tag erfolgt ein Verbandswechsel nach dem Ziehen der Redondrainage. Die Wunde wird mit NaCl 0,9% gereinigt und mit Betaisodonaloesung desinfiziert. Als Verbandstoff dient ein konventioneller Verband (Cutiplast). Ab dem drittem postoperativen Tag wird auf einen Wundverband verzichtet.

2. Versorgung der primaer heilenden Wunde beim Risikopatienten
Risikopatienten, wie immunsupprimierte Patienten nach Lebertransplantation, erhalten am ersten postoperativen Tag nach Ziehen der Redondrainage einen transparenten hydrokolloiden Verband (HKV). Dieser Verband wird alle sieben Tage bis nach Entfernen der Klammern gewechselt.
Transparente HKV gewaehrleisten alle Vorteile einer feuchten Wundbehandlung. Exemplarisch sei hier der Gasaustausch und  Undurchlaessigkeit für Mikroorganismen erwähnt.

3.Versorgung der primaer heilenden Wunde bei Stomapatienten
Hier klebt intraoperativ der Chirurg einen transparenten HKV. Dieser wird mit der Redondrainage am ersten postoperativen Tag entfernt. Es erfolgt nun das Aufbringen eines weiteren transparenten HKV. Dieser wird in der Regel bis zum Entfernen der Klammern belassen.

4.Versorgung der primaer heilenden Wunde bei Reibung im Wundgebiet
Liegt der Patient auf der Wunde (z.B. nach einem Thoraxeingriff), finden auch hier transparente HKV Anwendung.
Transparente HKV können bis zu 10 Tagen belassen werden. In der Praxis hat sich herausgestellt, dass nach dem Ziehen der Redondrainage auch der HKV zu wechseln ist. Der Folgeverband hält in der Regel bis zum Entfernen der Klammern (sehr wirtschaftlich).

Teil 2

Versorgung der sekundaer heilenden Wunde (Einsatz von Verbandstoffen der Wundheilungsphase entsprechend)

1.Die stark infizierte sekundaer heilende Wunde
Bis zum Abklingen der Infektion erfolgt Einsatz von feuchten konventionellen Verbaenden 3 bis 5mal täglich. Zum Befeuchten der Kompressen und Spülen der Wunde hat sich Lavasept sehr bewährt.
Alternativ werden mit Silberionen versetzte HKV (Contreet) vermehrt eingesetzt. Diese Verbaende werden täglich bis wöchentlich gewechselt. Nach Abklingen der Infektion sind sie nicht mehr nötig.
Das Einbringen einer Vakuumversiegelung in eine stark infizierte Wunde ist eine gute Indikation, da über die Vakuumversiegelung auch gespült werden kann. Wir verwenden zum Spülen Lavasept. Die Spüllösung wird über ein Instillationsset (Dreiwegehahn nahe am Vakuumschwamm) eingebracht. Sie verbleibt 10 Minuten im Wundgebiet und wird durch den Anschluss an das Vakuum mit dem Wundexsudat abgesaugt.

Nach dem Abklingen der Infektion erfolgt grundsätzlich ein Verfahrenswechsel.

2.Die stark nässende sekundär heilende Wunde
Nach Abklingen der Infektion befindet sich die Wunde oft noch in der exsudativen Wundheilungsphase. Bis zur Granulationsphase finden konventionelle feuchte Verbandswechsel 3x täglich statt oder eine Vakuumversiegelung wird aufgebracht. Bei der konventionellen Verbandstechnik wird zum Spülen der Wunde NaCl 0,9% verwendet. Für das Befeuchten der Kompressen Ringerlösung.
Während der Granulationsphase werden flexible HKV aufgebracht. Gelingt es nicht eine Verbindung zwischen Wundgrund und HKV herzustellen, ist die Zugabe einer Alginattamponade Standard. Die Verbände werden erst dann gewechselt, wenn das Gelkissen
(welches unter den Verbänden entsteht) vom Wundverband nicht mehr zurueckgehalten wird. Dies wird zu Beginn der Behandlung alle 24 Stunden sein, später halten diese Verbände zwei bis drei Tage (Wirtschaftlichkeit). HKV halten ein feuchtes, warmes Wundmilieu aufrecht in dem gleichmaessig Granulation stattfindet. Des Weiteren geben sie keine Fasern oder Fremdstoffe ab und lassen sich atraumatisch entfernen.        
Tiefe Wundtaschen oder Wundhöhlen (z.B. sakrale Hoehle) werden mit Alginattamponaden
versorgt. Damit das Alginat sich umbauen und wirken kann, belassen wir es 24 Stunden in der Wundhöhle. Als Sekundaerverband dienen Kompressen. Diese müssen mehrmals täglich gewechselt werden. Alginate wirken durch Ionenaustausch. Sie geben Kalzium ab und nehmen das im Wundexsudat überschüssige Natrium auf. Zusaetzlich kann es bis zum 25- fachen seines Eigenvolumens Wundexsudat aufnehmen.

3. Die trockene, nekrotische, mit Fibrin belegte Wunde
Sie wird nach folgenden Richtlinien versorgt: der Chirurg entfernt die Nekrose. Zum Andauen von Restnekrosen kommt ein Hydrogel mit feuchten Kompressen oder HKV zum Einsatz.
Hydrogele belassen wir in Kombination mit HKV mehrere Tage in der Wunde. Dies ist möglich, da sie aus Wasser und Zellulose bestehen. Sie rehydrieren die Nekrose  und dauen diese auch an. Die aufgelockerten Nekrosen oder Fibrinbelaege werden mit dem scharfen Loeffel beim Verbandswechsel entfernt.

4. Grosse klaffende sekundär heilende Wunden
(z.B. der inkomplette Platzbauch, der grosse Dekubitus, sakrale Wundheilungsstörungen
ohne Verbindung zum Bauchraum u.s.w.)
Hier findet die Vakuumversiegelung ihren Platz. Verwendet wird ein offenporiger Polyvinylalkohol-Schwamm in den Drainagen eingebracht sind. Durch eine transparente Folie wird das Wundgebiet abgeschlossen. Ein Unterdruck von 0,2 bis 0,8 bar wird durch eine Redondrainage oder Pumpe erzeugt. Vorteile des Verfahrens sind ein sicher Schutz der Wunde, vollständiges Absaugen von Wundsekreten und Stimulation einer raschen Bildung von gut durchblutetem Granulationsgewebe. Unter dem Vakuumverband herrscht ein der Wunde sehr förderliches Klima.
Ziel der Massnahme ist eine schnelle Verkleinerung der Wunde und ein Umsteigen auf ein anderes einfaches Konzept. Zu nennen ist die Sekundaernaht oder der Wundabschluss mit Alginaten und HKV.

3.Teil
Versorgung von Fistel, malignen Wunden und  Laparostomata

Hier finden alternativ zu haeufigen Verbandswechseln mit Kompressen Wunddressbeutel Anwendung. Sie können auch auf große Wunden geklebt werden. Befindet sich eine Fistel oder ein Tumor in der Wunde, kann diese Situation durch ein Fenster welches sich im Wunddressbeutel befindet, gepflegt werden.

Hinweis:
Sie finden mehr Informationen und Wundheilungsverläufe auf der Homepage (www.diewundeverbindet.de)

Robert Zimmer
(Stationsleitung B2)